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Pestizide und Ihre Gefahr

Pestizide, Pflanzenschutzmittel und Biozide sind Begriffe, die oft verwechselt werden, und Sie als Arbeitsmediziner wissen nicht, wo Sie an einfache, aber aktuelle Informationen kommen können. Daher zunächst die Erklärungen der Begriffe:

Unter Pestiziden versteht man Substanzen, die gegen Schadorganismen eingesetzt werden. Dieser allgemeine Begriff beinhaltet z. B. Insektizide, Fungizide, Herbizide und Parasitizide.

Unter Pflanzenschutzmitteln versteht man Wirkstoffe, die zum Schutz von Pflanzen vor Schädlingen oder deren Einwirkungen eingesetzt werden, aber auch zur Vernichtung oder Verdrängung von Konkurrenzpflanzen, Parasiten oder Schädlingen.

Unter den Oberbegriff Biozide fällt eine große Anzahl an Produkten, wie z. B. Desinfektionsmittel, Insektizide, Holzschutzmittel, Prozesskonservierungsmittel und Antifouling-Anstriche bei Schiffen. Sie dienen dazu, die Schadorganismen zu zerstören, abzuschrecken oder sie unschädlich zu machen. Biozide sind also per Definition aktive Produkte, die für Menschen schädliche Wirkungen haben können.

Bei dem Begriff Pestizide (Wortsinn: „töten“) handelt es sich also um einen allgemeineren Begriff, unter den wie in der Richtlinie 91/414/EWG auch Wachstumsregler, Hygieneprodukte, Produkte für Probleme im öffentlichen Gesundheitswesen (gegen Kakerlaken, Läuse, Flöhe) oder Vektorkontrolle (gegen Insekten, die Krankheiten übertragen wie z. B. Malaria oder gegen pathogene Bakterien im Wasser usw.) sowie der Einsatz auf nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen (Straßen, Flughäfen, Eisenbahnen, Stromleitungen usw.) fallen. Die Richtlinie 91/414/EWG wird regelmässig durch jeden Mitgliedsstaat überprüft, wenn eine Anfrage auf Marktzulassung eingeht, weil ein Reevaluierungsprogramm zur Toxizität und Ökotoxizität der Pestizide stattgefunden hat oder weil die Liste der zugelassenen Wirkstoffe (Positivliste) oder die Liste der verbotenen Wirkstoffe auf den neuesten Stand gebracht werden soll.

Der Begriff Biozide ist für Pestizide bestimmt, die nicht in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Pestizide: Historischer Hintergrund

Der Kampf gegen Schädlinge wird seit Jahrtausenden geführt. Bereits im antiken Griechenland wurde Schwefel eingesetzt und Plinius empfahl Arsen als Insektizid. Pflanzen mit giftiger Wirkung (z. B. Eisenhut gegen Nagetiere) werden seit dem Mittelalter eingesetzt. Bleiarsenat gegen Obstmaden wurde im 16. Jahrhundert in China und Europa angewandt. Nikotin wurde seit dem 17. Jahrhundert zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und in Indien setzten Gärtner eine Wurzel, die Rotenon enthält als Insektizid ein. Die Pflanzenchemie entwickelte sich im 19. Jahrhundert (mineralische Pestizide auf der Basis von Kupfersalzen, Fungizide auf der Basis von Kupfersulfat wie die berühmte Bordeauxbrühe …) und im 20. Jahrhundert wurden Quecksilbersalze als Saatgutbeize eingesetzt.

Die Ära der synthetischen Pestizide beginnt ab den 1940er Jahren (DDT, das 1874 durch Zeidler synthetisiert wurde und ab 1943 als Insektizid vermarktet wurde). 1944 wurde das Herbizid 2,4-D synthetisiert, das bis heute angewandt wird. Die Erforschung der Wirkstoffe bis 1970-80 fand praktisch zufällig statt und man versuchte die Wirksamkeit über die Synthese von Analoga zu verbessern.

Derzeit liegt der Schwerpunkt der Forschung darauf, die Wirkungsweise zu verstehen und neue Wirkstoffe zu finden, indem man Beziehungen zwischen der Struktur und der Wirkungsweise erforscht. Man arbeitet an der Konsolidierung des Marktes bei den vor kurzem entdeckten Produktgruppen durch die Erforschung neuer Produkteigenschaften mit.

Allgemeines

Die Entwicklung der intensiven Landwirtschaft machte den Einsatz von Pestiziden in großer Quantität notwendig. In Frankreich geht der Großteil der Pestizidproduktion in die 14,3 Millionen Hektar Wald und die 18 Millionen Hektar Anbaufläche für Nutzpflanzen (in Deutschland 11 Millionen Hektar Wald und 17 Millionen Hektar Anbaufläche). Dabei handelt es sich um eine Menge von 100.000 Tonnen Pestiziden in Frankreich (30.000 Tonnen in Deutschland), die seit einigen Jahren ungefähr gleichbleibend ist, aber langsam absinkt, was auf eine höhere Wirksamkeit der Wirkstoffe gegenüber den vorangegangenen Jahrzehnten zurückzuführen ist. 2007 war Frankreich der drittgrößte Verbraucher von Pestiziden (die Menge der verbrauchten Pestizide war fast so hoch wie in den USA bei einer Fläche, die nur einem Zehntel der Fläche der USA entspricht) und der größte Pestizidverbraucher in der Europäischen Union (Frankreich und die Niederlande sind hier die Länder, die den größten Pestizidanteil pro Hektar haben, Deutschland folgt an dritter Stelle).

In Frankreich werden 93 % der Pestizide in der Landwirtschaft verbraucht und 3 % von Hobbygärtnern. Für den Einsatz im Garten werden 115 Wirkstoffe zur Herstellung der 500 für den Hobbygärtner zugelassenen Produkte verwendet. 3 % der Pestizide werden in Frankreich von der öffentlichen Verwaltung und der Eisenbahn verbraucht. Obwohl diese Menge im Vergleich zu der in der Landwirtschaft eingesetzten sehr gering ist (1.500 Tonnen), lässt sich eine direkte Verschmutzung des Wassers durch den Einsatz als Unkrautvernichtungsmittel (Bürgersteige, Straßen, Gräben, mit Split bestreute Straßen) befürchten.

Die Aufteilung nach in der Landwirtschaft eingesetzten Gruppen zeigt, dass die wichtigsten die Fungizide sind, gefolgt von Herbiziden und Insektiziden, die nicht mehr als 3 – 4 % der jährlichen Pestizidproduktion ausmachen.

Kategorien von Pestiziden

  • Akarizide: gegen Milben/Spinnentiere
  • Anti-Russetings: gegen Rauhschaligkeit bei Kartoffeln
  • Bakterizide: gegen Bakterien
  • Corvizide: zur Abwehr von Schadvögeln
  • Fungizide: zur Vorbeugung gegen Pilzbefall
  • Herbizide: gegen Unkraut
  • Insektizide: gegen Insekten
  • Molluskizide: gegen Schnecken
  • Nematizide: gegen Nematoden (Fadenwürmer)
  • Parasitizide: gegen Parasiten
  • Mittel zur Verhütung von Wildschäden: gegen Wildtiere und Vögel
  • Rodentizide: gegen Nagetiere (Nutria, Wühlmaus, Ratten, Feldmäuse, Wanderrate usw.)
  • Wachstumsregler: zur Verhinderung des exzessiven Wachstums einer Pflanze (Bekämpfung von Halmbruch), Keimhemmer, Pflanzenstärkungsmittel zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit, Steckreiser, Fruchtreife usw.
  • Mittel gegen Maulwurfschäden: gegen Maulwürfe
  • Virizide: Mittel gegen Viren

Die Begriffe Pestizid und Pflanzenschutzmittel schließen Nährstoffe wie Dünger oder Spurenelemente aus, außer wenn es sich um eine Mischung aus Dünger und Pestiziden handelt.

Zusammensetzung der Pestizide

Ein Pestizid besteht aus:

  • einem oder mehreren Wirkstoffen, die dem Produkt die gewünschte giftige Wirkung verleihen (z. B. Glyphosat, das man allein oder in Kombination mit anderen Unkrautvernichtungsmitteln in vielen Totalherbiziden findet, Metaldehyd, das in den meisten Anti-Schneckenmitteln enthalten ist oder Isoproturon in Herbiziden für Getreidekulturen).
  • ein Verdünnungsmittel, das fest oder flüssig (Lösungsmittel) sein kann und in einer Zubereitung enthalten ist, und dazu dient die Konzentration des Wirkstoffes in der Zubereitung zu verringern. Meistens handelt es sich dabei um pflanzliche Öle bei Flüssigkeiten oder um Ton oder Talk bei Feststoffen – in diesem Fall wird das Verdünnungsmittel als Füllstoff bezeichnet.
  • Hilfsmittel oder Zusatzmittel – Stoffe, die keine biologische Wirkung haben, aber die Qualität des Pestizids verändern oder seine Anwendung erleichtern. Sie können als Klebstoff, Entschäumer, Frostschutzmittel, Bindemittel, Puffer, Trägerstoff, Duftstoff, Dispersionsmittel, Beizmittel, Brechweinstein, Emulgator, Düngemittel, Konservierungsmittel, Appetitanreger, Repellent, Pflanzenschutzmittel, Lösungsmittel, Stabilisierungsmittel, Synergist, Verdickungsmittel, Benetzungsmittel usw. dienen.

Weltweit existieren 900 Wirkstoffe, die in 100.000 Produkten zum Verkauf zugelassen sind. In Frankreich werden ca. 520 anerkannte Wirkstoffe zur Herstellung von 2.588 Produkten verwendet. Vor der Zulassung muss die betreffende Firma eine Reihe von Untersuchungen durchführen (Wirksamkeit, Selektivität und Unbedenklichkeit für die betroffene Pflanzenkultur, akute und chronische Toxizität, langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und Studien zur Ökotoxikologie des Wirkstoffs wie das Abbauverhalten und Bewertung des Risikos oder der Risiken für die Umwelt).

Aufgrund der Gefahren, die von Pestiziden ausgehen können, vergehen im Durchschnitt 8 bis 10 Jahre bis zur Zulassung und es werden Investitionen von ungefähr 140 Millionen Euro getätigt.

Die Verordnungen, Vorschriften und administrativen Bestimmungen zur Klassifikation, Verpackung und Etikettierung von Gefahrstoffen werden durch die Richtlinie 67/548/EWG geregelt. Wenn eine Anfrage auf Marktzulassung bewilligt wird – entweder provisorisch oder für 10 Jahre – ist es obligatorisch, dass die folgenden zwei Informationen auf dem Etikett erscheinen:

  • Informationen zur Wirksamkeit des Produkts (Anwendungsbedingungen)
  • Informationen zur Toxizität und Ökotoxizität des Produktes (Risikosymbole, R-Sätze und Sicherheitshinweise)

Giftwirkung für Menschen

Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft führt zu beeindruckenden Erträgen. Dagegen steht eine Fülle an Erkenntnissen über die giftige Wirkung von Pflanzenschutzmitteln, auch wenn weltweit noch nicht sehr viele Publikationen existieren. Man unterscheidet zwischen akuten Vergiftungen und chronischen Vergiftungen.

Akute Vergiftungen

Die Zeit zwischen dem Kontakt mit einem Pflanzenschutzmittel und dem Auftreten von Beschwerden liegt zwischen einigen Stunden und einigen Tagen, so dass meist die Ursache der Beschwerden klar ist. Durch Pestizide werden laut der vom INMA (Institut National de Médecine Agricole – Nationales Institut der Medizin in der Landwirtschaft in Toulouse) aufgenommenen Fälle folgende Beschwerden ausgelöst: Haut- und Schleimhaut (54 %), Verdauungsbeschwerden (34 %), allgemeine Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel (24 %) und Atemwegsbeschwerden (20 %). Pro Jahr werden durchschnittlich 300 Dossiers untersucht.

Aufgrund solcher akuten Beschwerden mussten 2/3 der Betroffenen einen Arzt aufsuchen, davon wurden 73 % stationär im Krankenhaus aufgenommen und 150 mussten ihre Arbeit unterbrechen, was die Schwere der Vergiftungen zeigt. Besonders hervorzuheben ist, das 60 % der Anwender über keinerlei persönliche Schutzausrüstung beim Einsatz dieser Produkte verfügten.

Neben dem Auftreten von aktuen Vergiftungen am Arbeitsplatz, werden Pestizide immer wieder bei Selbstmordversuchen benutzt (Einnahme einer großen Menge an Rodentiziden auf Basis von Antikoagulantien führt zum Tod innerhalb von 5-7 Tagen (schwere Blutungen).

Chronische Vergiftungen

Chronische Schädigungen durch Pestizide werden von einer Vielzahl von Wissenschaftlern angeprangert, aber die Untersuchungsmethoden, mit denen die Pestizide getestet werden, reichen nicht aus, um uns vor den Risiken zu schützen.

Die Richtlinie 91/414/EWG, die die Prüfung der Wirkstoffe zur Herstellung von Pflanzenschutzmitteln und deren Inverkehrbringen enthält viele Lücken und die darin vorgesehenen Untersuchungen sind nicht ausreichend.

  • Es gibt keinen speziellen Test zum Nachweis von Störungen des Hormonsystems und immuntoxikologische Tests werden nicht systematisch verlangt.
  • Die Bewertung von Pestiziden berücksichtigt nicht deren Auswirkungen auf die sensibelsten Organismen wie Kinder, für die ein zusätzlicher Schutzfaktor notwendig wäre.
  • Die Richtlinie berücksichtigt Synergieeffekte (zusammenwirkende Effekte bei Zubereitungen) bei Kombinationen aus mehreren Pestiziden oder Synergieeffekte chemisch „inerter“ Substanzen in kommerziellen Formulierungen (Produktnamen) nicht, aber dennoch beweisen verschiedene Studien, dass es diese Effekte gibt. Eine Studie aus dem Jahr 1996 beweist Senergieeffekte zwischen Pestiziden, die Umweltöstrogene enthalten, wobei die Wirkung der Verbindungen/Zubereitungen dieser Pestizide die Wirkung des einzelnen Pestizides um das 150 bis 1.600fache überstieg. Eine andere Studie aus dem Jahr 2004 von Prof. G. E. Seralini zeigte, dass das Risikopotential von ROUND UP® aufgrund der Coformulanten, die seine Wirkung verstärken, höher ist als das seiner Wirksubstanz, dem Glyphosat.
  • Pestizide werden durch nationale Behörden zugelassen, dabei treten zahllose Lücken zutage, die möglicherweise auf einen Mangel an Personal bei der Bearbeitung der Zulassungsdokumente zurückzuführen sind (s. den Rechtsstreit wegen REGENT TS, das aufgrund des Bienensterbens in den 90er Jahren infrage gestellt wurde).

Bei den chronischen Vergiftungen unterscheidet man zwischen:

Hautschädigungen Rötungen, Juckreiz mit möglicher Geschwür- oder Fissurbildung, Nesselsucht sind Hautprobleme, die häufig vorkommen und vor allem unbedeckte Körperteile (Arm, Gesicht) betreffen). Viele Pestizide lösen Hautprobleme aus wie z. B. Rotenoide, die schwere Schädigungen in der Genitalregion auslösen können.
neurologischen Schädigungen Chlororganische Verbindungen führen zu einer Muskelschwäche und einem verminderten Tastempfinden. Phosphororganische Verbindungen führen langfristig zu Kopfschmerzen, Angstzuständen, Depressionen und Schlaflosigkeit manchmal mit Halluzinationen. Manche Autoren schildern eine Lähmung nach Kontakt mit Quecksilberderivaten oder Arsenderivaten. Eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern um Theo Colborn hat 1996 festgestellt, dass Chemikalien, die als künstliche Hormone wirken, die neurologische Entwicklung und die Entwicklung des Verhaltens von Föten in utero stören können. Diese Entwicklungsstörungen können sich in Form von Verhaltensstörungen oder körperlichen Anomalien äußern. Es können verminderte Intelligenz, negatives Sozialverhalten und eine reduzierte Reaktion auf Umweltstimuli auftreten.

Dr. Elizabeth A. Guillette hat Kinder beobachtet, die Pestiziden ausgesetzt waren. Sie hat bei ihnen eine herabgesetzte motorische Koordination, ein um 30 Minuten geringeres Erinnerungsvermögen und weniger gute Ergebnisse beim Zeichnen einer Person festgestellt als in der Kontrollgruppe. Sie hat auch häufigeres aggressives Verhalten bei den Kindern festgestellt, die Pestiziden ausgesetzt waren.

Eine in Frankreich veröffentlichte Studie lenkt de Aufmerksamkeit auf negative Effekte bei kognitiven Funktionen von Erwachsenen, die im Weinanbau ständig Pestiziden ausgesetzt sind. (Neuropsychologic effets of long term exposure to pesticides: results from the french phytoner study. I. Baldi et al.: Environmental Health Perspectives. Vol. 109 (8) August 2001, S. 839-844).

Andere Studien zeigen, das zu den neuro-kognitiven Auswirkungen bei Menschen, die am Arbeitsplatz chlororganischen Verbindungen ausgesetzt sind, Probleme des Erinnerungsvermögens, Ängste, Reizbarkeit und Depressionen gehören.
Kontakt mit Pestiziden scheint auch das Risiko zu erhöhen, an Parkinson und Alzheimer zu erkranken. Eine französische Studie (I. Baldi et al., 2003) zeigt, dass bei Männern, die in der Landwirtschaft beschäftigt waren und dort Pestizide einsetzten, das Risiko, an Parkinson zu erkranken 5 bis 6-fach erhöht war und das Risiko, an Alzheimer zu erkranken um das 2- bis 4-fache im Vergleich zu Personen, die keinen Pestiziden ausgesetzt waren.

Schädigungen des Herz-Kreislaufsystems Chlororganische Verbindungen führen zu Herzklopfen und Herzrhythmusstörungen.
Schädigungen des blutbildenden Systems Chlororganische Verbindungen können zu einem Rückgang der roten und weißen Blutkörperchen führen und das Risiko einer Leukämie kann nicht ausgeschlossen werden.
Schädigungen der Atemwege Diese Schädigungen treten oft zusammen mit Reizungsphänomenen auf, die durch einen Großteil der Pestizide ausgelöst werden und die Superinfektionen begünstigen (Bronchitis, Rhinitis und Pharyngitis).
Schädigungen der sexuellen Funktionen Die Fruchtbarkeit von Männern verringert sich seit 50 Jahren immer mehr, was durch viele Studien belegt ist. Die Konzentration von Samenzellen im Spermium verringert sich seit ca. 60 Jahren.

Zahlreiche Studien zeigen eine Beziehung zwischen dem Kontakt mit Pestiziden und dem Rückgang der Fruchtbarkeit von Männern (Carlsen E. et al., 1992).

Wissenschaftler von INSERM in Rennes und des Krankenhauses von Kremlin Bicêtre in Frankreich sowie das Krankenhaus von Rosario in Argentinien haben eine Gruppe von 225 Argentiniern untersucht, die aus Agrarregionen mit hohem Pestizideinsatz stammen und zwischen 1995 und 1998 wegen Fruchtbarkeitsproblemen das Krankenhaus aufgesucht hatten. Die Wissenschaftler untersuchten, ob ein Zusammenhang zwischen bestimmten Pestiziden und Unfruchtbarkeit existiert. Es zeigte sich, dass Kontakt mit Pestiziden und bestimmten Lösungsmitteln mit Samenzellen-Konzentrationen einhergeht, die weit unter der Menge liegen, die für die Fruchtbarkeit erforderlich ist. (Dr. Luc Multigner, Dr. Alejandro Oliva. Human Reproduction. Veröffentlichung von ESHRE – European Society of Human Reproduction and Embryology, Vol. 16, S. 768, August 2001.)

Für Frauen stellt Pestizidkontakt ein hohes Unfruchtbarkeitsrisiko dar. Eine Studie, die 2003 veröffentlicht wurde, zeigt, dass bei einer Bevölkerungsgruppe, die Fruchtbarkeitsprobleme hat, die Herstellung und der Einsatz von Pestiziden – insbesondere Herbiziden – der größte Risikofaktor ist, und im Fall von Herbiziden das Infertilitätsrisiko um das 27-fache! steigt (Anne R. Greenlee, Tye E. Arbuckle, Po-Hoang Chyou. „Risk factors for female infertility in an agricultural region”. Epidemiology 14:429-436 ,2003.)

Risiken für Föten Die Pestizide durchdringen die Plazentaschranke und haben eine reproduktionstoxische Wirkung auf den Embryo. Dies ist der Fall bei DDT, Malathion und Phtalimid (ein Fungizid , das dem Thalidomid ähnelt). Es können auch plötzlich Frühgeburten oder Fehlgeburten auftreten. Arbeitsmediziner müssen den Umgang mit Pestiziden zwischen dem 23. und 40. Schwangerschaftstag verbieten.

Föten sind extrem empfindlich gegenüber den Auswirkungen von Pestiziden. Wenn der Fötus zu bestimmten Zeiten während der Schwangerschaft Pestiziden ausgesetzt ist, können Fehlgeburten, Wachstumsstörungen und Behinderungen die Folge sein.

Endokrine Disruptoren in Form von Pestiziden stehen im Verdacht, beim Fötus Auswirkungen auf das Geschlecht des Kindes zu haben. Die Forscher fanden heraus, dass der Prozentsatz der männlichen Babys an allen Neugeborenen in Industrieländern und Schwellenländern seit 20 Jahren langsam sinkt. (Devra Lee Davis et al.: Reduced ratio of male to female births in several industrial countries: Journal of the American Medical Association, Vol. 279, Nr. 13 S. 1018-1023, April 1998). Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Veränderung darauf zurückzuführen ist, dass die Föten im Mutterleib einer ganzen Reihe von Chemikalien, die als endokrine Disruptoren fungieren – wie z. B. Pestiziden – ausgesetzt sind. Zwischen der 6. und 9. Schwangerschaftswoche setzt beim männlichen Embryo unter dem Einfluß von Hormonen aus den bisher undifferenzierten Gonaden (Keim- oder Geschlechtsdrüsen) die Geschlechtsdifferenzierung ein. Wenn eine Fremdsubstanz in diesem Stadium den hormonellen Prozess stört, kann es zum Stillstand der Transformation kommen und es entwickelt sich ein weibliches Baby.

Die Forscher habe andere Probleme entdeckt wie Fehlbildungen des Penis und der Hoden bei der Geburt, erhöhtes Hodenkrebsrisiko, Rückgang der Menge und der Qualität der Spermien.
Zahlreiche epidemiologische Studien zeigen, dass Kontakt mit Pestiziden aufgrund der beruflichen Tätigkeit oder aufgrund von Pestiziden in der Umwelt zu Wachstumsstörungen, angeborenen Anomalien und Fehlgeburten führt.
Eine Studie, die von Health Canada bei Landwirten in Kanada durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt erhöht ist, wenn der Vater Kontakt mit bestimmten Pestiziden hatte. Das Risiko einer Fehlgeburt war um das 1,9-fache erhöht, wenn der Vater mit Thiocarbamaten wie Carbaryl Kontakt hatte. Das Risiko einer Frühgeburt war um das 1,7 bis 2,4-fache erhöht, wenn der Vater Kontakt mit Roundup, Atrazin oder anderen phosphororganischen Verbindungen hatte (An exploratory analysis of the effect of pesticide exposure on the risk of spontaneous abortion in an Ontario farm population. Tye E. Arbuckle et al. Environmental Health Perspectives, Vol. 109, Nr. 8, August 2001).

Eine andere Studie aus Kalifornien zeigt, dass der Tod des Fötus aufgrund einer kongenitalen Anomalie häufiger vorkommt, wenn die Mütter während der Schwangerschaft innerhalb eines Gebietes von 9 Quadratmeilen um einen Ort lebten, an dem Pestizide pulverisiert wurden. Das Risiko vervielfacht sich, wenn die Mutter zwischen der 3. und 7. Schwangerschaftswoche der Pulverisierung von Pestiziden ausgesetzt war (M. Bell, I .Hertz-Piccioto and J. J. Beaumont. A case control study of pesticides and fetal death due to congenital anomalies. Epidemiology, 2001, 12: S. 148-156.

Zahlreiche Studien belegen, dass Fälle von Spina bifida oder Wasserkopf um 50 % häufiger auftreten, wenn die Mütter weniger als 1/4 Meile von einem Feld entfernt wohnen.

Krebs Einige Krebsarten treten besonders häufig bei Personen auf, die Pestidziden ausgesetzt sind, sie herstellen oder sie einsetzen. Es handelt sich dabei um das Non-Hodgin-Lymphom, Gehirntumore oder Blasenkrebs.
Die amerikanische „Lymphoma foundation of America“ hat eine Broschüre herausgegeben, die alle zur Verfügung stehenden epidemiologischen Studien zur Beziehung zwischen Lymphomen (Krebs des Lymphsystems) und Pestiziden auflistet. Von 99 Studien, zeigen 75 einen Zusammenhang zwischen Kontakt mit Pestiziden und dem Auftreten von Lymphomen (Susan Osburn. Research report. Do pesticides cause lymphomas? 2000. Lymphoma foundation of America).Seit ca. 20 Jahren haben einige Dutzend epidemiologische Studien gezeigt, dass Menschen, die Pestizide einsetzen, häufiger von bestimmten Krebsarten betroffen sind (Magenkrebs, Prostatakrebs, Blasenkrebs, Gehirnkrebs, Lippenkrebs, Non-Hodgking-Lymphom, Leukämie…) als der Rest der Bevölkerung. Die Kinder dieser Leute und besonders die Kinder von Landwirten sind auch betroffen (Pluygers et al. Pesticides et cancer humain. Revue. Ed Aves, Lüttich. 43 S. 2000).Die Pestizidkonzentration in der Umwelt erhöht das Risiko bestimmte Krebsarten zu bekommen. Die Derivate von Chlorphenoxyazetat führen für die Bewohner der Reisanbaugebiete im Norden Italiens zu einem erhöhten Risiko, an Non-Hodgkin-Lymphom zu erkranken. Eine ökologische Studie, die in den USA in einer stark durch chlororganische Verbindungen und Triazine kontaminierten Region durchgeführt wurde, zeigt einen starken Anstieg des Brustkrebsrisikos (Keetle M. A. et al. 1997. Triazine herbicide exposure and breast cancer incidence. An ecologic study of Kentucky counties.).Ein Anstieg von Schilddrüsenkrebs wurde bei einer Bevölkerungsgruppe festgestellt, die Mischungen von chlororganischen Verbindungen ausgesetzt war, die einen hohen Anteil an Hexachlorbenzol enthielten.Es hat sich herausgestellt, dass Kinder noch sensibler auf dieses Risiko reagieren als Erwachsene, da sie proportional höheren Mengen von cancerogenen Stoffen ausgesetzt sind und weil sie aufgrund ihrer Physiologie sensibler auf Pestizide reagieren. Krebsarten bei Kindern, die am häufigsten mit Pestizidkontakt in Verbindung gebracht werden, sind Leukämien, Gehirntumore, Sarkome, Lymphome und Nephorblastome oder Wilms-Tumore (Nierentumore). Heute sind in Europa 92 Wirkstoffe von Pestiziden durch die EU oder die US Environmental Protections Agency als möglicherweise krebserregend klassifiziert (Dangerosité des matières actives et des spécialités commerciales phytosanitaires autorisées dans l’Union Européenne et en France. IEW/MDRGF. 5. Mai 2004).
Schädigungen des Immunsystems Die zerstörerischen Wirkungen von Pestiziden auf das Immunsystem werden immer noch vorwiegend an Labortieren und Zellkulturen studiert. Ein wissenschaftlicher Bericht hat vor kurzem die Ergebnisse von mehr als 100 experimentellen Studien zu den Konsequenzen von verschiedenen Gruppen von Pestiziden für das Immunsystem analysiert und zusammengefasst. Der Großteil dieser Studien hat immunsuppressive Wirkungen der untersuchten Pestizide festgestellt.

Dagegen hat nur eine Studie aus dem hohen Norden Kanadas festgestellt, dass Babies, die gestillt wurden, chlororganische Verbindungen wie DDE und Dieldrin in ihrem Körper akkumuliert hatten. Diese Kinder entwickelten 10 bis 15 Mal häufiger Mittelohrentzündungen als die Kinder aus dem Süden Québecs, was bedeutet, das bestimmte Pestizide eine negative Wirkung auf das Immunsystem haben können.

Störungen des endokrinen Systems Pestizide können hormonähnliche Wirkungen haben.
Im Falle einer Störung des endokrinen Systems durch eine Chemikalie (ein Pestizid) wird der Mechanismus der hormonellen Systems durcheinandergebracht. Solche Substanzen, die als endokrine Disruptoren bezeichnet werden, können auf verschiedene Arten in das Hormonsystem eingreifen:

  • Sie imitieren das natürliche Hormon und lagern sich perfekt am Hormonrezeptor an (synthetische Östrogene wie das DDT wirken auf diese Weise).
  • Sie hemmen das natürliche Hormon, indem sie die Rezeptoren besetzen. Es gelangen keine Informationen in die Zellen (Vinclozolin und Pyrethrinoide sind Pestizide, die als Hormonblocker agieren).

Pestizide, die als endokrine Disruptoren wirken, können je nach Alter oder Entwicklungsstufe des betroffenen Organismus unterschiedliche Wirkungen haben. Der Kontakt in utero ist bei weitem der kritischste Zeitpunkt. Das fehlende hormonelle Signal kann zu einem bestimmten Zeitpunkt die Entwicklung des Embryos stören. Schädigungen durch endokrine Disruptoren in utero können sich zu allen möglichen Zeitpunkten von der Geburt bis zum Erwachsensein zeigen.
Ist man regelmäßig über längere Zeiträume Pestiziden ausgesetzt, die als endokrine Disruptoren fungieren, so kann dies auch bei sehr geringen Dosen zu schweren Schädigungen führen.

Folgende Konsequenzen können aus Kontakt mit Pestiziden resultieren:

  • angeborene Anomalien
  • Defizite des Immunsystems
  • Probleme bei der Reproduktion
  • Entwicklung von bestimmten Krebsarten
  • Neurologische, kognitive und Verhaltens-Probleme

Zahlreiche Pestiztide stehen im Verdacht, endokrine Disruptoren zu sein. Bisher handelt es sich dabei um 48 Wirkstoffe, die in Europa zugelassen sind, darunter Roundup (Dangerosité des matières actives et des spécialités commerciales phytosanitaires autorisées dans l’Union Européenne et en France. IEW / MDRGF. 5. Mai 2004).

Die langfristigen Auswirkungen erklären warum in Frankreich und der Europäischen Union bei vielen bisher zugelassene Pestiziden (bisher als wirksam und ein vertretbares Risiko darstellend eingestuft) der Verkauf und die Anwendung verboten worden ist. Ein Beispiel ist Atrazin, das weltweit seit 1962 als Herbizid massiv eingesetzt wurde. Als es auf den Markt gebracht wurde, ließen seine Biodegradabiltität und seine geringe Toxizität es zu dem Unkrautvernichtungsmittel für Maiskulturen werden. Unglücklicherweise wurden bestimmte klimatische Bedingungen bei seiner Einschätzung nicht berücksichtigt (UV-Strahlen beispielsweise), so dass Atrazin im Wasser immer noch der am weitesten verbreitete Schadstoff ist (wie die Gruppe der Triazine). Außerdem haben zahlreiche experimentelle Studien gezeigt, dass es teratogen (fortplanzungsgefährdend) ist und ein endokriner Disruptor. Als weitere Beispiele lassen sich Gaucho (Bienenvernichtungsmittel), Natriummetaarsenit, DDT usw. nennen.

Es ist unerlässlich, wissenschaftliche Studien zu neuen Chemikalien durchzuführen, aber auch zu solchen, die bereits seit längerer Zeit eingesetzt werden und bisher für ihre Unschädlichkeit bekannt waren. Die Netzwerke der Toxizitätsüberwachung sowie die verschiedenen nationalen und europäischen Autoritäten müssen immer in Alarmbereitschaft sein!

Derzeit existiert eine Liste mit von der EU autorisierten Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln und eine Liste mit verbotenen Wirkstoffen. Diese beiden Listen werden ständig überarbeitet, die letzte Überarbeitung betrifft die Positivliste (Richtlinie 2008/69/EG vom 1. Juli 2008). Es sollen folgende Wirkstoffe aufgenommen werden: Clofentezin, Dicamba, Difenoconazol, Diflubenzuron, Imazaquin, Lenacil, Oxadiazon, Picloram und Pyriproxyfen.

Die Umsetzung dieser Richtlinie, die die Richtlinie 91/414/EWG ändert, muss von allen Mitgliedsstaaten bis zum 01.07.2009 durchgeführt werden.

Mehr dazu

  • Richtlinie Nr. 91/414/EWG – regelt das Inverkehrbringen von Pflanzenschutz-mitteln
  • Richtlinie Nr. 2008/70/EG – Aufnahme des Wirkstoffs Tritosulfuron (CAS 142469-14-5)

Dr. Danièle Henny – Arbeitsmedizinerin

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